Wer mag schon Backups? Backups sind lästig. Backups kosten Zeit. Backups sind aufwändig – zumindest mehr oder weniger. Und letztlich somit auf die eine oder andere Art und Weise teuer, ja, fast schon überflüssig. Natürlich, ein RAID-System ist kein Ersatz für ein Backup, ein kleiner Fehler, einmal zuviel auf Löschen geklickt oder ein Verzeichnis zu weit oben per „rm -Rf
“ angegriffen, und schon ist alles weg. Wissen wir doch alle, oder?
Glücklicherweise ist es bei mir bzw. meinem Rechner- und Server-Zoo bislang gut gegangen, aber in Zeiten von Crypto-Erpressungstrojanern, Sicherheitslücken, die inzwischen auch offiziell durch unseren lieben Staat ausgenutzt werden dürfen, oder auch einfach alltäglichen Bugs in Browser, Antivirenprogramm & Co. wurde es doch langsam an der Zeit, ein „richtiges“ Backup einzurichten.
Im Folgenden somit ein kleiner Erfahrungsbericht, rein subjektiv, es ist nur meine private Meinung und mit einiger Sicherheit nicht auf alle Installationen und Konstellationen übertragbar. Und noch eines vorweg – bislang habe ich nicht alles, was hier angerissen wird, auch tatsächlich realisiert. Aber immerhin ist es ein Plan, der für die nächste Zeit realistisch erscheint. Beginnen wir mit der…
Hardware – Backup-Server
Eigene Hardware oder „Cloud“? Online-Speicher oder externe Festplatten? Schon bei der Frage nach dem Aufbewahrungsort scheiden sich die Geister. Und damit einher gehen Lösungen anhand eines Spektrums zwischen „reicht für meine drei Urlaubsfotos, wenn weg, dann weg“ und „Paranoid 2.0, Gefährdung für die öffentliche Sicherheit“. Vermutlich bewegen sich meine Bedürfnisse irgendwo dazwischen.
Insofern setze ich auch eine Kombination von eigener Hardware und Online-Speicher ein. Die eigene Hardware besteht dabei aus einem Rechner, der einst ein Server war, somit redundante Festplatten hat und auf dem eine VM mit FreeNAS eingerichtet wurde. Eine VM deswegen, weil der Host momentan noch zu anderen Zwecken verwendet wird und die „Backup-Maschine“ möglichst getrennt davon fungieren soll. Zugegebenermaßen habe ich mich zunächst nicht recht zwischen FreeNAS und Openmediavault entscheiden können. Die Eigenschaften von ZFS sprechen natürlich für sich, andererseits unterstützt Openmediaault inzwischen auch Btrfs, was zumindest Snapshots besitzt, leider werden diese Features noch nicht prominent durch die GUI administrierbar gemacht. Somit fiel die Wahl auf FreeNAS, einerseits sicherlich ein wenig aus Bequemlichkeit, aber auch aufgrund von Neugier und länger zurück liegenden Erfahrungen.
Nun könnte man auf die Idee kommen, den Backup-Speicher einfach als Windows-Share (SMB) freizugeben, um diesen dann als Dateisystem möglichst einfach am besten sogar beim Booten einzubinden und darauf die zu sichernden Daten zu kopieren. Bequem – ja. Aber auch alles andere als eine gute Idee. Denn was für den Benutzer ein einfacher Zugriff, ist es auch für den Krypto-Trojaner. Einfach alle Dateisysteme und Freigaben verschlüsseln, damit wäre auch das Backup verloren.
Also besser auf das gute, alte FTP oder SSH/SCP zurück greifen, um die Daten auf dem Backup-Server zu sichern. Natürlich wäre es möglich, dass der böse Trojaner sich auch das Backup-Programm schnappt und die (hoffentlich verschlüsselt gespeicherten) Zugangspasswörter abgreift. Aber wenigstens gibt es damit doch eine Hürde mehr bis zur vollständigen Kompromittierung.
Hardware – externe Festplatte(n)
Einen Schritt weiter in Richtung „paranoid“ gehen externe Festplatten. Davon hält man sich am besten einen ganzen Satz, schließlich wollen sie an unterschiedlichen Orten gelagert werden. Denn was nützt der lokale Backup-Server oder auch das NAS, wenn sich zufällig eine Drohne in den Keller verirrt, die Koordinaten stehen ja bei Google Maps netterweise zur Verfügung. Oder um es weniger dramatisch auszudrücken – falls ein Einbrecher Lust hätte, kiloweise Hardware heraus zu schleppen, wären die Daten damit ebenfalls weg.
Ein denkbares Szenario wäre somit z.B., an den Backup-Server im Wechsel eine externe Festplatte anzuschließen und alle gespeicherten Daten etwa täglich oder wöchentlich (je nach Relevanz und Beständigkeit) auf eine externe Festplatte zu sichern. Diese könnte dann in einem Banktresor aufbewahrt werden, was sich eher für Daten empfiehlt, die wenig bis gar nicht verändert werden, etwa ältere Urlaubsfotos oder selten benötigte Archive. Es sei denn, man möchte das Verhältnis zu den örtlichen Bankangestellten pflegen… Eine Alternative wäre der gegenseitige Austausch von Backup-Festplatten mit Freunden/Verwandten/Bekannten, wobei diese nicht in der nächsten Nebenstraße wohnen sollten, weil etwa bei einer Überschwämmung sonst auch ggf. „Land unter“ wäre. Hierbei empfiehlt sich also schon ein weiterer – örtlicher – Abstand zur sicheren Lagerung. Und je nach Vertrauenslevel auch eine Verschlüsselung, aber das sollten die Backup-Programme ja bereits leisten.
Im wöchentlichen Wechsel könnte man somit seine Festplatten gegenseitig tauschen und dafür sorgen, dass die jeweils andere Partei immer aktuelle Daten besitzt. Nur die Urlaubszeiten sollten im Vorfeld besprochen werden, ansonsten wähnt man sich ggf. in Sicherheit, während der Kryptotrojaner die eigenen Daten vernichtet und der Kumpel mit dem Zugang zum Backup gerade in Kanada weilt und mit Bären kämpft. Alles hat somit Vor- und Nachteile.
Ein Vorteil ist die rein physikalische Sicherheit – die rein räumliche Trennung, kein Kabel, keine Verbindung, kein Online. Einzig der berühmte Elektromagnet könnte den Daten den Garaus machen, aber vielleicht findet sich ja ein schöner faradayscher Käfig im Umfeld.
Plaudere ich ein Geheimnis aus, wenn ich erwähne, dass der inzwischen zurück gebaute ehemalige Regierungsbunker im Ahrtal genau einen solchen besaß? Um genau zu sein war der Raum der Fernmeldezentrale komplett von einem faradayschen Käfig umschlossen. Die Fernschreiber (Maschinen, nicht Dienstgrad!) benötigten insofern keinen weiteren Schutz, während die frühen PCs und noch früheren HP-Laserdrucker im weiter innen liegenden Raum zum Schutz vor Lauschangriffen in einer Tempest-Umhüllung eingebunkert waren. Bare Metal im wahrsten Sinne des Wortes – und das ausgedruckte Papier war nur durch eine Klappe zugänglich.
Von Nachteil ist allein der hohe Aufwand einer solchen Lösung. Nicht nur der regelmäßige Tausch der Platten will organisiert und ausgeführt werden, auch müssen die Festplatten wieder den Weg an den Backup-Server finden usw.. Kurzum – für Archive und somit beständige Daten, die nicht permanent geändert werden, halte ich eine solche Lösung für sinnvoll, andernfalls eher für suboptimal.
„Cloud-Ware“ – der Online-Speicher
Mit einer Leitung, die eine sinnvolle Bandbreite bietet, ist auch die Nutzung des Online-Speichers sehr verlockend. Es wird keine eigene Hardware benötigt, um etwaige Ausfälle kümmert sich der Provider. Nur bedeute „online“ eben auch „online“, auch Provider können von Sicherheitslücken betroffen oder durch Hacker beeinträchtigt sein, in jedem Fall empfiehlt sich somit für die Backups eine gute Verschlüsselung. Und zwar eine Verschlüsselung vor Ort, somit vor der Übertragung und Speicherung beim Provider.
Wieder würde ich je nach Relevanz der Daten bzw. wie schwer ein Totalverlust wiegen würde, eine mehrgleisige Strategie einsetzen. Beispielsweise diejenigen Daten, die zunächst auf dem lokalen Backup-Server gesichert werden, zusätzlich online sichern. Im Gegensatz dazu möglicherweise die wenig veränderlichen Daten gar nicht auf dem Online-Speicher platzieren, da für derartige Archive die externe Festplatte im Banktresor geeigneter erscheint. Immerhin ist die Wahrscheinlichkeit, auf derartige Archive schnell zugreifen zu müssen, geringer als bei täglich benötigten Daten. Zu dem Aspekt, was ich wo speichere, wollte ich jedoch später beim Abschnitt über die Software etwas ausführlicher werden.
Letztlich ist die Wahl des Online-Speichers vor allem eine Preis- und Vertrauensfrage. Möchte man die Daten nicht über den „großen Teich“ schicken und/oder hat ein Problem mit US-amerikanischen Anbietern, schränkt dies die Auswahl schon einmal ein. Persönlich hätte ich weniger ein Problem damit, nutze nach wie vor Google und Amazon sehr gerne, und auch die Mails bearbeite ich mit Gmail. Insofern könnte Google auch gerne meine (verschlüsselten – kann man nicht oft genug betonen!) Backups haben, sofern sie denn preislich interessante Angebote hätten.
Die Anbieter – „echte Cloud“
Grundsätzlich lassen sich die Cloud-Anbieter in zwei Kategorien unterteilen. Ich bezeichne sie frei heraus als „echte Cloud“-Anbieter und die Anbieter von Online-Speicher-Kontingenten.
Zwischen beiden Kategorien gibt es mehrere Dimensionen der Unterschiede. Ein Unterschied ist sicherlich die anvisierte Zielgruppe. Amazon AWS, Microsoft Azure, Google Cloud und ähnliche wenden sich eher an Unternehmenskunden als an den Privatmenschen. Die weiteren Dutzend Anbieter mal außen vor gelassen, etwa IBM oder auch die Telekom-Cloud, die Ausrichtung ist sehr ähnlich. Das schlägt sich auch in den Preismodellen nieder. Es wird nur diejenige Leistung bezahlt, die tatsächlich abgerufen wird. Wird wenig Speicher benötigt, wird auf das GB genau abgerechnet, dasselbe gilt dann jedoch auch für die Übertragung, denn nicht nur die reine Speicherung will bezahlt werden, sondern auch die Leistungen auf dem Wege dorthin, die Anzahl der Abrufe, das Anlegen von Dateien usw.. Immerhin lässt sich im Vorfeld mittels der Preisrechner der Anbieter recht gut feststellen, mit welchen Aufwänden der Kunde zu rechnen hat. Um es vorweg zu sagen – als Firmenkunde würde ich jederzeit auf einen der großen Anbieter zurück greifen. Vor allem wegen der Granularität und der Features – so etwa lassen sich redundante Speicherungen wählen, und das nicht nur innerhalb einer Zone eines Rechenzentrums, oder in mehreren abgetrennten Zonen, sondern auf die Spitze getrieben auch geographisch und über Kontinente hinweg. Viel sicherer dürfte es kaum gehen. Natürlich hat das alles seinen Preis, denn wie erwähnt will jedes Feature einzeln bezahlt werden.
Microsoft Azure
Zur Verdeutlichung habe ich den Preisrechner von Microsoft Azure benutzt. Würde man 1 TB „Blockblob“-Speicher in Europa mit der geringsten Redundanzstrategie und „cold“-Zugriffsebene speichern wollen, wären knapp 15 EUR pro Monat fällig. Bei der „hot“-Zugriffsebene wären es nur etwa 3 EUR mehr. Dem gegenüber wären es mit 5 TB bereits fast 50 EUR und bei 10 TB knapp 100 EUR.
Google Cloud
Google Cloud Storage bietet ebenfalls unterschiedliche Zugriffslevel, sehr günstig ist „Nearline“, zu empfehlen für Backups, die sich selten verändern, der Standard wäre „Regional“ Storage, daneben gibt es „Multi-Regional“ Storage. Die Preise bewegen sich kurz gesagt in ähnlichen Bereichen wie bei Microsoft Azure, für 1 TB „Nearline“ etwa 10 EUR pro Monat, bei „Regional“ wären es 20 EUR, hinzu kommen die Zugriffe und ggf. „Restore“-Kosten bei „Nearline“. Dasselbe gilt für die Berechnung der 10 TB Speicher, hier sind es ein wenig mehr als 100 EUR pro Monat.
Amazon AWS
Amazon AWS nennt seinen Storage-Dienst S3 (Simple Storage Service) und hat – wie fast nicht anders zu erwarten – ebenfalls ähnliche Preise. Es beginnt bei ca. 14 $ pro Monat für 1 TB (der Preiskalkulator bietet leider nur die US-amerikanische Währung), hinzu kommen ein paar Cent für Datenübertragung eingehend und ausgehend usw., man kann sogar für eine Beschleunigung der Übertragungsrate sorgen – gegen Entgelt, versteht sich. Bei 10 TB wird es selbst im „Infrequent Access Storage“ aber bereits teurer als bei den anderen Anbietern, hier wären es 138 $ pro Monat, während der „Standard Storage“ stolze 250 $ kosten würde. Zuzüglich Zugriffe und Datenübertragung, die ich der Einfachheit halber nicht genauer kalkuliert habe. Jedoch ist mir aus AWS-Rechnungen bekannt, dass dies eher weniger ins Gewicht fällt.
Kurzum – diejenigen Anbieter, die sich primär an Unternehmenskunden richten, haben auch eine entsprechende Preisstruktur und bieten sehr granular abstimmbare Features.
Die Anbieter – Online-Speicher
Dem gegenüber stehen die Anbieter von „Online-Speicher“, wobei ich diese noch in weitere Sub-Kategorien einteilen würde. Einerseits gibt es Provider, die den „Online-Speicher“ als ein Produkt unter vielen anbieten, andererseits gibt es spezialisierte Filehosting-Dienstleister, eines der bekanntesten Beispiele für letztere Kategorie ist sicherlich Dropbox. Vielfach verwenden jene spezialisierten Dienstleister jedoch eigene Protokolle zur Datenübertragung, was nicht immer eine gute Idee ist. Ein Versuch einer Datensicherung auf Dropbox endete vor einiger Zeit in diversen Fehlermeldungen – an ein sicheres Backup war nicht zu denken.
Microsoft OneDrive und Google Drive, aber auch Amazon Cloud Drive (jetzt nur noch Amazon Drive) würde ich als „Hybriden“ bezeichnen, später dazu mehr.
Microsoft OneDrive
Microsoft vermarktet 1 TB OneDrive-Speicher zusammen mit Office 365 für 10 EUR pro Monat. Kein schlechter Deal, eigentlich sind es im „Home“-Account mit „OneDrive-Premiumfunktionen“ sogar 5 TB, allerdings bei 5 Nutzern, insofern ist der Speicher wieder zerklüftet und lässt sich (vermutlich) nicht am Stück nutzen. Und davon abgesehen brauche ich das Office-Paket einfach nicht.
Google Drive
Google Drive hingegen ist zwar mit 15 GB kostenlos, darüber wird es jedoch weniger günstig. So kosten 1 TB bereits knapp 10 EUR pro Monat, bei 10 TB wären es hingegen 99,99 EUR pro Monat. Ich mag Google, und ich habe allein wegen hochauflösender Foto-Speicherung das 100 GB-Kontingent gebucht, aber für reines Backup sind die Angebote dann doch eher uninteressant. Auch gibt es leider kein Standard-Zugriffsprotokoll wie SFTP oder SCP, dasselbe gilt für Microsoft OneDrive. Zwar werden die zur Verfügung stehenden Protokolle nicht nur von den Hersteller-eigenen Clients oder Synchronisationsanwendungen unterstützt, sondern auch von einigen Backup-Programmen, aber eine Einschränkung ist es dennoch.
Amazon Drive
Amazon Drive gibt es leider nicht mehr mit „unbegrenztem Speicher„, wobei dies auch nur für Amazon Prime Kunden vorbehalten war und ca. 70 EUR pro Jahr gekostet haben soll. Statt dessen hat Amazon die Preise zwar angehoben, ist aber doch noch relativ günstig geblieben. Die Angebote beziehen sich jeweils auf ein Jahr, im Vergleich verlangt Amazon pro Monat für 1 TB gerade mal 5 US-$, für 5 TB wären es 25 US-$ und für 10 TB 50 US-$. Tatsächlich werden mir die Preise in Dollar angezeigt, während alle Inhalte in der Preisübersicht in Deutsch erscheinen. Eine Währungsumrechnung sollte doch eigentlich kein großes Problem sein, oder?
Warum „Hybriden“? Eine sicherlich willkürliche Bezeichnung, aber einerseits sind die drei genannten Anbieter keine reinen Provider wie etwa Hetzner oder Strato, sondern bieten den Online-Speicher teilweise zusammen mit anderen Leistungen an (Microsoft) oder der Online-Speicher ist Teil einer viel weiter gefassten Produktpalette, die sich nicht auf Hosting-Dienstleistungen beschränkt. Eine noch genauere Klassifizierung überlasse ich dann lieber anderen, denn eigentlich sollte das nur eine kleine Übersicht werden. Daher habe ich auch weitere Anbieter außen vor gelassen. Dropbox wegen schlechter Erfahrungen, andere wegen eher hoher Preise oder weil sie schneller wieder offline waren als ich die Listen mit den „10 besten Online-Speicher-Anbietern“ (o.ä.) durchforsten konnte. Ein Kriterium für die Entscheidungsfindung sollte die Zuverlässigkeit und Kontinuität der Anbieter sein.
Die Anbieter – Provider
Bleiben die „klassischen“ Provider, die als Teil ihrer Produktpalette Online-Speicher vermarkten. Meine Auswahl beschränkt sich hier auf Strato mit dem „HiDrive“ bezeichneten Produkt, 1blu nennt seinen Online-Speicher „1blu-Drive“, während es bei Hetzner die „Storage Box“ ist.
Bei 1und1 habe ich in der mittlerweile immer weiter gefächerten Angebotspalette überraschenderweise keinen Online-Speicher gefunden. Aber vielleicht haben mich die vielen Animationen, „Specials“ und hüpfende Preise auch einfach nur verwirrt.
Einschub: HostEurope Online-Backup
HostEurope bietet ein auf den ersten Blick preislich sehr interessantes „Online Backup„, und zwar mit unbegrenztem Speicherplatz. Mal davon abgesehen, dass ich „unbegrenzt“ eher nur begrenzt vertraue, habe ich das Angebot einfach nicht verstanden. Es soll eine „einfache Datensicherung in der Cloud“ bieten. Mit Verschlüsselung, einfach wiederherstellbar, easy, flexibel usw.. Eine Einschränkung wird genannt, sie schreiben „unbegrenzter Online Speicherplatz für einen PC oder Mac“. Damit dürfte wohl „Windows-PC“ gemeint sein, nicht der Linux-Server-PC. Und es soll ein „vollständiges Image-Backup“ sein. Damit liegt der Verdacht nahe, dass es sich um ein proprietäres Programm handelt, d.h. dass der Client auf dem jeweiligen „PC oder Mac“ installiert werden müsste und dieser das Backup steuert. Von Standard-Protokollen ist jedenfalls in der Beschreibung nichts zu finden, das gesamte Image soll gesichert werden. Das mag in der Perspektive von HostEurope eine flexible Lösung sein, meine Meinung dazu ist eine andere. Insofern habe ich das System hier auch nicht weiter betrachtet.
Strato
Bleiben die drei erstgenannten Provider: Strato bietet HiDrive gerne in diversen Aktionen an, die ersten Monate günstiger, dann zum Normalpreis, dazwischen noch ein Angebot zum dauerhaft günstigen Preis usw.. Immerhin – die Preise sind nicht schlecht, auch im „Normalpreis“, wenn man die ablenkenden (witzigen?) Figuren auf der Angebotsseite außer Acht lässt. Daher gehe ich nicht weiter auf Specials und sonstiges ein, sondern orientiere mich an den zum aktuellen Zeitpunkt genannten, dauerhaften Preisen. Das Kontingent mit 1 TB kostet 7,50 EUR pro Monat, für 5 TB wären 35 EUR pro Monat fällig. Mehr wird standardmäßig nicht angeboten. Das wäre gar nicht so schlecht, wenn sich nicht weiter unten ein „optionales Protokollpaket“ verstecken würde. Anscheinend bietet Strato ohne Aufpreis nur den Zugriff mittels eigenen HiDrive-Clients bzw. Apps an, wirbt aber – bemerkenswerterweise – in einem „Vergleich mit anderen Online-Storage-Anbietern“ mit der Optionalität der zusätzlich möglichen Protokolle wie WebDav, SFTP, rsync etc..). Weiter unten fallen die „vielen Zugriffsmöglichkeiten“ ins Auge – wieder werden etliche Standard-Protokolle genannt. Der Haken dabei – diese Protokolle sind nicht etwa im Normalpreis mit enthalten, sondern schlagen mit weiteren 5 EUR pro Monat zu Buche. In meinem Nutzungsszenario wären 1 TB dann für 12,50 EUR zu haben, bei 5 TB wäre der prozentuale Mehrpreis immerhin weniger relevant. Dennoch finde ich die Art und Weise der Darstellung des Aufpreises für die Merkmale, die eigentlich Standard sein sollten, doch eher suboptimal.
1blu
Bei 1blu bin ich bereits Kunde – mit Webspace aus diversen Sonderangeboten. Und damit bin ich bislang auch durchweg zufrieden, vor allem gab es einst 250 GB Online-Speicher zusammen mit Webspace für einen sehr günstigen Preis. Davon ausgehend, dass der reine Online-Speicher analog ist zu meinem Online-Speicher aus dem Komplettpaket, kann ich 1blu hier eindeutig gute Noten ausstellen. Die Zugangsmöglichkeiten sind vielfältig, per Web-Client (dahinter steckt Pydio in einer nicht ganz neuen, jedoch für 1blu angepassten Version), aber auch mit allen Standard-Protokollen wie WebDav, FTP, SFTP, SCP usw.. Es lassen sich Sub-Accounts anlegen, somit lässt sich der Zugriff auf Verzeichnisse beschränken. Wenn nun im schlimmsten Fall doch ein Server kompromittiert sein sollte und etwa Backups löschen würde, würde sich dies bei Nutzung der Sub-Accounts nur auf das jeweils eigene Verzeichnis beschränken. Alle anderen Sub-Accounts und deren Backups wären davon nicht beeinträchtigt. Ein klarer Sicherheitsgewinn gegenüber einem zentralen Account. Insofern alles positiv? Leider nicht. Ich bin mit meinem Angebot sehr zufrieden, das sei nur nochmal wiederholt. Leider sind die normalen 1blu-Drive-Angebote anscheinend bzgl. Speicherplatz auf dem Stand von vor fünf Jahren stehen geblieben, denn das maximale buchbare Kontingent im „Business“-Tarif beträgt 250 GB (sic!) für 12,90 EUR pro Monat. Zwar lässt sich Speicher hinzu buchen, aber für 500 GB (!) werden 19,90 EUR pro Monat verlangt. Insofern erspare ich mir die Aufstellung der Kosten für 10 TB lieber…
Hetzner
Last, but not least Hetzner mit der „Storage Box“. Auch bei Hetzner bin ich seit längerer Zeit Kunde, vor einiger Zeit mit Dedicated Servern, mittlerweile eigentlich nur noch mit Domains, daher kannte ich bis gestern die Storage Box noch gar nicht. Die technischen Daten lesen sich bereits sehr gut, alle Standardprotokolle sind im Endpreis enthalten, es gibt die o.g. Sub-Accounts, Speicher-Standort Deutschland, es gibt fairerweise keine Mindestvertragslaufzeit, die Kündigungsfrist beträgt 30 Tage zum Monatsende. Es lassen sich Snapshots einrichten, entweder manuell, aber auch automatisch, wobei der benötigte Speicherplatz zwar ins Kontingent mit eingeht, aber wenn ich es richtig verstanden habe, von einem Snapshot zum nächsten wird immer nur die Differenz gebildet. Falls sich also nur wenige Daten ändern, wird nur wenig zusätzlicher Speicherplatz benötigt. Leider gibt es keine Web-GUI wie z.B. bei 1blu, der HTTPS-WebDav-Zugang ist eher als sehr rudimentär zu sehen. Immerhin sind dieses Feature sowie der Samba/CIFS-Zugang abschaltbar. Die Preise können sich sehen lassen – für 1 TB Speicher möchte Hetzner 9,40 EUR pro Monat, bei 5 TB sind es 26,06 EUR (wer denkt sich diese Nachkommastellen aus?), und für 10 TB sind es genau 47,48 EUR pro Monat. Insgesamt somit eine der günstigeren Möglichkeiten des Online-Speichers, noch dazu wirbt Hetzner mit 100% Ökostrom, 24/7 Support und diversen Sicherheitsfeatures wie DDoS-Schutz. Ohne weitere Werbung machen zu wollen, hier ist auch kein Affiliate-Link oder sonstiges vorhanden, hat mich dieses Angebot kurzerhand überzeugt, weshalb ich erstmal die 1 TB Variante gebucht habe. Ein weiteres Feature ist ein jederzeit mögliches Up- oder Downgrade ohne Datenverlust, einem Ausbau steht somit nichts im Wege. Die ersten Eindrücke sind bereits sehr gut – es ist ein Online-Speicher, den ich als „schnörkellos“, und daher genau passend für meinen Einsatz bezeichnen würde. Keine Apps, keine Clients, sondern Beschränkung auf Standard-Protokolle, insofern von jedem FTP- oder SSH-Client, aber auch Backup-Programm nutzbar. Zwar würde sich der Speicher sogar als Netzlaufwerk einbinden lassen, Hetzner stellt in der Wiki-Dokumentation dazu sogar Anleitungen für Windows und Linux bereit, aber die Gefahren dessen habe ich ja bereits erläutert. Insofern bin ich nun gespannt auf die weiteren Erfahrungen mit der Storage Box, insbesondere was die Performance, in dem Fall nutzbare Bandbreite von unterschiedlichen Locations bzw. Servern anbetrifft.
Fazit und Ausblick
Erstens: Der Text sollte nicht so lang werden. Zweitens: Ich wollte mich noch zu der weiteren Backup-Strategie und vor allem der eingesetzten Software äußern. Wegen Punkt eins wird der Punkt zwei jedoch in einem weiteren Blog-Eintrag passieren – entweder bald oder auch später, wenn alles so läuft wie gewünscht. Bis dahin, immer fleißig „backupen“!