Ob es die altbekannten Rosenverkäufer in oder vielmehr nach diesem Corona-geplagten Jahr überhaupt noch gibt, wird sich wohl erst noch herausstellen. Aber da ich mich in den letzten Tagen mal wieder ein wenig intensiver mit WordPress und insbesondere diversen Plugins beschäftigt habe, fiel mir einmal mehr auf, wie sehr mich manches Plugin oder Theme daran erinnert. Denn vielfach existieren WordPress-Plugins und -Themes in einer Version, die kostenlos und frei verfügbar und somit auch im WordPress Plugin-Repository und Theme-Verzeichnis enthalten sind.
WordPress ist inzwischen ein durchaus brauchbares Blog-System oder auch CMS geworden, die Entwicklung schreitet stetig voran, ist einfach in der Bedienung, flexibel dank Möglichkeiten zur Erweiterung, wird auf kleinen Seiten wie dieser hier bis hin zu großen Unternehmens-Websites eingesetzt. Und dabei steht WordPress unter der GNU Public License GPLv2, der Code ist frei, für jeden nutzbar, abgeleitete Werke müssen unter derselben Lizenz veröffentlicht werden usw., aber entscheidend ist, dass hier ein komplettes CMS frei und kostenlos zur Verfügung steht. Die Funktionalität lässt sich nun durch Plugins erweitern, während die Themes für das individuelle Design der mit WordPress erstellten Websites zuständig sind.
WordPress: Myriaden Plugins, Tausende Themes
Zum heutigen Stand existieren 58012 Plugins im Plugin-Repository, während das Themes-Verzeichnis die Anzahl von 8013 Themes nennt. Das sind wohlgemerkt alles Plugins und Themes, die frei verfügbar sind und den Richtlinien von WordPress entsprechen müssen, etwa unter der bereits genannten Lizenz GPLv2 oder höher zur Verfügung stehen. Die Plugins oder Themes, die ausschließlich kommerziell auf den Marktplätzen wie Themeforest oder ähnlichen vertrieben werden, sind dabei nicht einmal einberechnet. Obwohl der Funktionsumfang von WordPress hoch ist, wird kaum eine Website ohne zusätzliche Plugins auskommen – etwa zur Bereitstellung von SEO-Maßnahmen, Backup-Tools, einem Kontaktformular, Statistik mit Google Analytics, Matomo usw.. Hinzu kommt die Qual der Wahl des Themes, jedoch findet sich in der Liste der von WordPress als „populär“ eingestuften Themes, die eine hohe Anzahl von Installationen aufweisen, vermutlich für jeden Geschmack das passende Design.
Das klingt bis hierhin doch alles prima, wo ist denn das Problem? Nur Geduld… Denn an dieser Stelle muss ich einschränkend erwähnen, dass die nachfolgende Kritik aus meiner Perspektive unter folgenden Voraussetzungen verfasst wird. Ich betreibe dieses Blog und zwei privatere, daneben kümmere ich mich um ein weiteres ehrenamtlich, der Rest sind Test-Systeme und daher irrelevant. Insgesamt ist weder der Traffic hoch, noch habe ich Einnahmen zu verzeichnen, die die Kosten für den Provider übersteigen würden. Es sind also reine Hobby-Projekte, bei denen man mit Provider-Kosten für wenige Euro im Monat dabei ist. WordPress selbst ist Open-Source, somit auch kostenfrei verfügbar, und die hier veröffentlichten Artikel stellen einen Versuch dar, ein wenig meines Wissens weiterzugeben. Und falls der eine oder die andere vielleicht sogar eines meiner WordPress-Themes einsetzt, freue ich mich natürlich ebenfalls. Aber weder stellen diese Websites einen Unternehmens-Auftritt, noch einen Online-Shop dar.
Insofern ist es vor allem ein Punkt, der mir immer wieder bei den vermeintlich kostenlosen Plugins und Themes missfällt, und die mich an „Wolle Rose kaufen?“ erinnert. Spielen wir das also mal durch – ich installiere ein Plugin, so weit, so erfolgreich. Natürlich habe ich keine Statistik darüber angefertigt, aber in gefühlt 90% aller Fälle weist mich das Plugin darauf hin, dass es eine „Pro“-Version gibt, die viel toller, schneller, schöner, tiefer, breiter ist, mit wesentlich mehr Funktionen einher kommt und für die es gerade (welch Zufall!) ein Sonderangebot gibt, weshalb man sich nach dem Klick auf den sehr prominent platzierten Button flugs auf Streichpreis-Seiten wiederfindet. Dort erscheint dann mindestens eine Übersicht, die einem suggeriert, wie wenig Funktionalität doch die kostenlose Version mitbringt, während die „Pro“-Version nahezu alles kann. Und das für nur – sagen wir mal 50 Dollar, mitunter sogar Euro. Also pro Website, versteht sich. Und nicht zu vergessen, pro Jahr. Denn danach sind die Update-Möglichkeiten und der Support verflogen, mit viel Glück lässt sich vielleicht das Angebot im Abo-Stil verlängern, mit noch mehr Glück wird das darauffolgende Jahr sogar ein wenig günstiger.
Viel Light, wenig Licht
Um es klar zu sagen – ich habe überhaupt nichts dagegen, für Software, insofern auch für WordPress-Plugins oder -Themes zu bezahlen. Nur stellt sich bei mir die Frage der Relation. Soll heißen – während das komplette und durchaus umfangreiche CMS- und Blog-System WordPress unter freier Lizenz kostenlos zur Verfügung steht, wird meiner Ansicht nach für manche Erweiterung ein unverhältnismäßig hoher Betrag verlangt. Nun könnte man die Perspektive einnehmen, dass ich diese Funktionalität vielleicht gar nicht benötige und auch mit der Lite-, oder wie ich sie in manchen Fällen eher als Cripple-Fassung bezeichnen würde, vollkommen zufrieden wäre. Und auch das wäre gar nicht so falsch, manche Erweiterung benötige ich gar nicht und wäre vollkommen mit der kostenfreien Variante zufrieden. Nur wird diese Zufriedenheit eben dadurch beeinträchtigt, wenn nicht gar torpediert, wenn ich auf jeder Plugin-Admin-Seite darauf hingewiesen werde, dass diese und jene Funktionen ja noch existieren, aber dafür ein Upgrade auf die Pro-Version fällig wird. Also wirklich auf jeder Seite, nicht nur per Banner oder dezenten Hinweisen, sondern auch beispielsweise wenn Optionen, die zu existieren scheinen, ausgegraut und nicht anwählbar sind, weil nur in der Pro-Version vorhanden. Also bitte, ich weiß doch inzwischen zweifellos, dass es eine Pro-Variante gibt, habe mich aber für die kostenfreie Version entschieden, also muss ich auch nicht an jeder Ecke darauf hingewiesen werden!
Wie erwähnt stellt dies meine Perspektive für meinen aktuellen Anwendungsbereich dar. Wenn hingegen ein Unternehmen beispielsweise einen WordPress-basierten Online-Shop nutzt und darüber Umsatz generiert wird, sieht die Sache natürlich ganz anders aus – in diesem Fall wären die Ausgaben für Plugins oder Themes schlicht und einfach vernachlässigbar, falls sie überhaupt in der Kostenrechnung bemerkt würden. Hingegen würden sich die Kosten bei mir für sagen wir mal fünf Plugins für drei, vier Websites locker auf einige hundert Euro summieren – pro Jahr, wohlgemerkt! Die Preismodelle kommen mir insofern alles andere als entgegen.
Ein leuchtendes Vorbild!
Es gibt aber nicht nur Schatten, sondern auch Licht im Plugin-Dschungel, gemeint sind Plugins, die zwar ebenfalls eine Pro-Version anbieten, die aber bereits in der kostenfreien, Nicht-Pro-Fassung einerseits sehr viel Funktionalität bieten, und andererseits – und das ist aus meiner Sicht der entscheidende Punkt, dem Benutzer bzw. Admin mit ihrer Werbung nicht völlig auf den Wecker fallen. Dazu gehört beispielsweise BackWPup, ein Plugin aus dem Hause inspyde, das fast schon bescheiden auftritt. Auf der Dashboard-Seite befindet sich von Zeit zu Zeit ein Bereich, in dem auf weitere Funktionalität, Sonderangebote oder ähnliches hingewiesen wird. Diese Meldung lässt sich jedoch sogar – man höre und staune – wegklicken! Somit wird man beim nächsten Besuch des Dashboard nicht mehr darauf hingewiesen, es sei denn, es gibt eben neue Mitteilungen. Auf derselben Seite befindet sich im unteren Bereich noch ein Hinweis, „Danke, dass du BackWPup benutzt!„, gefolgt von einer Beschreibung, was die Pro-Version zusätzlich bietet, und mit einem Button bestückt, der einen auf die Plugin-Seite mit Kaufmöglichkeit leitet. Das war es dann aber auch schon! Auf den Konfigurations-Seiten für die Backup-Aufträge finden sich hingegen keine ausgegrauten Optionen, so werden beispielsweise nur die Backup-Ziele angegeben, die auch mit dem vorhandenen Plugin, also ohne „Pro“, auswählbar sind.
Die Pro-Version bietet zwar weitere Ziele an, aber die Autoren des Plugins gehen angenehmerweise davon aus, dass der Admin sich auch selbstständig darüber informieren kann, falls dies notwendig sein sollte. Ein „Ätsch, wir können dies und jenes auch noch, aber du hast ja nur die abgespeckte Variante!“ fehlt, was die Nutzung meiner Ansicht nach sehr angenehm macht. Einzig findet sich auf jeder Konfigurations-Seite am unteren Rand eine Verlinkung „Jetzt zu BackWPup Pro wechseln“. Ja genau, eine Zeile, und das auch noch am unteren Rand platziert, keine aufdringliche Reklametafel, die alle Einstellungen zu verdecken scheint. Als Werbefläche nutzt BackWPup darüber hinaus nur noch die Informations-Seite „Über“, in der die Funktionen und Unterschiede beider Varianten dargestellt werden. Natürlich – wenn man sich bereits auf der Informations-Seite befindet, spricht nichts dagegen, dort die Angaben zur Verfügung zu stellen, die der Nutzer vielleicht sogar erwartet. Wir man vielleicht aufgrund meiner gar nicht so subtilen Worte merken kann, bin ich von BackWPup durchweg begeistert.
Das stimmt, soweit es die normale, also ohne „Pro“-Version anbetrifft. Denn diese erfüllt tatsächlich alle meine Anforderungen, insofern bin ich vollends damit zufrieden. Tatsächlich wäre BackWPup Pro eines der ersten Plugins, die ich für einen Kauf in Betracht ziehen würde. Wenn da nicht der Preis wäre… Und ja, vielleicht mag man dies als Jammern auf hohem Niveau bezeichnen, aber einerseits würde ich inspyde gerne unterstützen und somit zur Weiterentwicklung beitragen, aber für meine drei Websites wären mit der notwendigen „Business“-Fassung zur Unterstützung von fünf Installationen wiederum 99 EUR pro Jahr fällig, in die Verlängerung ginge das Spiel mit 49 EUR pro Jahr. Im kommerziellen Bereich – gerne, im privaten, naja… Vor allem da ich zusätzlich Backups des kompletten Servers bzw. aller relevanten Daten mit Restic auf einen Backblaze-B2-Objektspeicher für ein paar Cent pro Monat erstelle, habe ich mich bisher gegen die Pro-Version des Plugins entscheiden. Trotzdem ist BackWPup ein sehr positives Beispiel für ein Plugin, das auch bereits in der normalen Fassung sehr viel Funktionalität mitbringt, während die Werbung für die Pro-Version in einem mehr als akzeptablen Bereich liegt. In diesem Sinne würde ich mir mehr Plugins oder auch Themes wünschen.
Es wird dunkler
Ähnlich positiv aufgefallen ist mir z.B. NinjaFirewall, auch hier beschränkt sich die Werbetätigkeit auf die Informations-Seite, deren Link zwar schreiend gelb ist, aber die Konfigurations-Seiten bleiben von weiterer Werbung verschont. Als gerade noch so akzeptabel würde ich etwa WP Mail SMTP bezeichnen, wobei – naja, es macht eben keinen Spaß, auf einen Menüpunkt zu stoßen („E-Mail-Protokoll“), der einem dann ins Gesicht haut, dass dieser Punkt nur mit der Pro-Version verfügbar wäre. Danke für nichts. Dasselbe gilt für die „E-Mail-Steuerung, die man ebenfalls mit der Pro-Version „entsperren“ können soll.
Durchaus gelungen finde ich auch die von WP Statistics verwendete Möglichkeit, weitere Funktionalität jeweils einzeln mit kommerziellen Add-Ons hinzuzufügen, die dann jeweils zwischen fünf und 15 Dollar kosten, das gesamte Bundle geht für 40 Dollar über den virtuellen Ladentisch. Leider auch nur für eine Website, bei maximal fünf wären es 99 Dollar, wobei dies anscheinend jedoch kein Abo-Modell ist, zumindest habe ich auf der Shop-Seite aktuell keine Information darüber gefunden. Die vom Plugin bereitgestellten Seiten im Admin-Bereich zeigen jedoch tatsächlich keine Werbung für die Add-Ons – meiner Ansicht nach ist dies vorbildlich!
Custom Twitter Feeds hingegen nervt einfach. Leider ist es noch eines der besseren Plugins zur Einbindung von Twitter-Nachrichten innerhalb der eigenen Website. Denn das von Twitter bereitgestellte Widget fällt nur durch eine Eigenschaft auf – es ist gähnend langsam! Demgegenüber zeigt sich Custom Twitter Feeds etwas performanter, allerdings wird einem auch ständig vor Augen geführt, nur die abgespeckte Version zu nutzen. Die Twitter-Timeline eines Users anzeigen, ok. Inklusive Replies? Nur in der Pro-Version! Anzeige von Bildern in der Timeline? Pro! Und so weiter. Für fünf Websites werden für ein Jahr – vergünstigte – 99 Dollar abgerufen, normalerweise wäre der Tarif doppelt so teuer. Mit der Pro-Version lässt sich dann alles machen, der Beschreibung nach wirkt diese Fassung beinahe wie ein halbes CMS, vermutlich kann sie auch gegen Covid-19 impfen und Brötchen holen gehen. Das ist natürlich perfekt für diejenigen User, die diese eierlegendewollmilchsau Funktionalität brauchen, ich wäre auch bereits mit den Basics zufrieden, wozu für mich beispielsweise die Darstellung der Bilder in der Timeline gehört. Genau diese Funktion fehlt dem Plugin in der sehr leichten Fassung jedoch.
Zu allem Überfluss gibt es auch Plugins, die sich mit der Zeit verändern, wobei es meist alles andere als besser wird. Als ich von den meistverwendeten SEO-Plugins „Yoast SEO“ und „All in One SEO Pack“ genug hatte, was im Übrigen noch sehr sanft ausgedrückt ist, und somit mal wieder auf der Suche war, fiel mein Blick auf „Rank Math“, das laut eigener Aussage alle anderen SEO-Plugins mal locker ins Nirvana bläst. Tatsächlich erhielt Rank Math sehr gute Bewertungen, und der Funktionsumfang ließ ebenfalls nichts zu wünschen übrig. Insofern installierte ich Rank Math und war zunächst sehr zufrieden damit. Zu der Zeit existierte nur eine einzige Version von Rank Math, die laut Dokumentation auch dauerhaft frei und kostenlos bleiben sollte. Insofern eine sehr schöne Lösung, ich meine sogar, mich dunkel zu erinnern, zu der Zeit gelesen zu haben, dass es keine Pro-Version geben sollte. Aber gut, vielleicht trügt auch die Erinnerung. Denn am 12.11.2020 wurde per Newsletter verkündet: „Rank Math Pro is HERE!“. Und alle so: Yeah…
Die Updates ließen nicht lange auf sich warten, und damit folgten auch prompt ausgegraute Bereiche, vermeintlich enthaltene Tools, die sich natürlich nur in der Pro-Fassung nutzen lassen und die üblichen „Wolle PRO kaufen?“-Reklametafeln. Und ja, vielleicht hat sich der Funktionsumfang der bis dato genutzten kostenlosen Version gar nicht geändert, angesichts dessen ist Rank Math noch immer ein sehr gutes Plugin. Immerhin ist die Preisgestaltung noch halbwegs fair, für ein Jahr sollen 59 Dollar gezahlt werden, wobei das Plugin auf beliebig vielen Websites genutzt werden darf. Wenn da nur nicht die penetrante Werbung wäre.
Keine Rose wolle!
Ich könnte noch etliche Beispiele weiterer Plugins, aber auch Themes aufführen, doch das soll an dieser Stelle zunächst ausreichen. Wenn ich etwas auf meinem Plugin-Wunschzettel hätte, wären es weniger aufdringliche Werbung, aber auch eine nutzungsgerechtere Preisgestaltung. Ein Beispiel für Letzteres könnte der Datenschutz-Generator darstellen, dessen Basis-Version kostenlos für Privatpersonen, aber auch Unternehmen und Organisationen ist, sofern deren Umsatz geringer ist als 5000 EUR brutto pro Jahr. Naja, es ist bald Weihnachten. Zwar habe ich wenig Hoffnung, dass mein Wunschzettel erfüllt wird, aber vermutlich dürfte es wieder Jahresend- und Weihnachts-Sonderangebotsausverkäufe geben. Ob mich diese dann tatsächlich reizen, ist doch sehr fraglich.
Ein Gedanke zu „Du wolle Rose / WordPress-Plugin / -Theme kaufen?“