Die Steuer ruft – Kraken Krypto Staking Berechnung

Wie jedes Jahr zu Ostern, Weihnachten oder ähnlichen Gegebenheiten ist der Termin zur Abgabe der Steuererklärung auch immer wieder aufs Neue überraschend. Wobei dank Corona, Mondphasen, abnehmender Igel-Population Deutschlands oder gar Befindlichkeiten des Finanzministers der Abgabetermin inzwischen gefühlt auch jedes Jahr geändert wird, aber das nur am Rande.

Das Finanzamt gewinnt immer

Nun ist die Meinung des deutschen Staates zu Kryptowährungen, sagen wir mal etwas ambivalent, aber dennoch möchte dieser daher noch lange nicht auf seine Haupteinnahmequelle verzichten, insofern heißt es, dass – vorsichtig ausgedrückt – auch beim Umgang mit Kryptowährungen in einigen Fällen das Finanzamt seine Hand aufhält. Details finden sich z.B. in einem Dokument mit dem sperrigen Titel „Einzelfragen zur ertragsteuerrechtlichen Behandlung von virtuellen Währungen und von sonstigen Token“, das vom Bundesministerium für Finanzen bereit gestellt wird, wobei auch hier die Warnung gilt – zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Steuerberater, Finanzbeamten oder Psychiater, und selbstverständlich auch die adäquaten weiblichen Fassungen. 

Berechnung mittels Steuer-Tools

Zwar verfolge ich den Markt der Kryptowährungen nur noch sehr am Rande – mein letzter Kauf oder gar Verkauf diverser Coins liegt inzwischen Jahre zurück, aber ein paar Reste aus der aktiveren Zeit liegen nach wie vor auf der Kryptobörse Kraken.com, um dort im Staking-Prozess Zinsen zu generieren. So habe ich mich vor einiger Zeit auf die Suche nach einem Tool begeben, das die Berechnung von Steuern erleichtert. In der engeren Auswahl waren dabei Cointracking, Blockpit und Accointing. Letztlich fiel die Entscheidung auf Accointing, das einen einfachen Import der Transaktionsdaten, einen leicht verständlichen Report und vor allem eine gute Benutzeroberfläche angeboten hat. Bei Blockpit war der Import hingegen etwas umständlicher, das User Interface und das Einpflegen fehlender Daten waren etwas komplizierter, insofern fiel die Entscheidung auf Accointing. Dieser Beitrag wäre obsolet, denn gerne hätte ich Accointing auch weiterhin genutzt, doch leider hat sich Accointing Ende 2023 von Blockpit kaufen lassen.

Die Steuer-Reports von den Jahren zuvor hatte ich natürlich gesichert, doch für das Steuer-Jahr 2023 war Accointing fortan nicht mehr nutzbar. Das hätte mich auch noch nicht gestört, denn Blockpit versprach eine einfache Migration des Accounts, dazu noch einen Rabatt, insofern hätte nichts gegen eine Nutzung von Blockpit gesprochen, schließlich hätte man sich trotz der angesprochenen Nachteile gegenüber Accointing auch irgendwie in Blockpit reingefummelt.

Das Blockpit-Migrations-Desaster

Also versuchte ich die Migration des Accounts getreu der bereitgestellten Anleitung. Das scheiterte jedoch gründlich. Denn wie erwähnt hatte ich mehrere Tools getestet, wozu natürlich eine Anmeldung bei den jeweiligen Anbietern notwendig war, und nicht minder natürlich hatte ich dazu meine übliche E-Mail-Adresse verwendet. Und die Migration von Accointing stützte sich auf die Angabe der E-Mail-Adresse, setzte aber unverständlicherweise eine neue Registrierung bei Blockpit voraus. Man konnte den Migrationsprozess also nicht mit einem bei Blockpit bereits bestehenden Account ausführen. Als Software-Entwickler ist mir zwar schleierhaft, wie schlecht dieser Prozess anscheinend vorbereitet und realisiert worden war, aber da gab es ja noch den Support von Blockpit – oder vielmehr, hätte gegeben. Zur Not, so mein Gedanke, soll Blockpit einfach meinen alten (Test-)Account schließen, die vorhandenen Daten inkl. E-Mail-Adresse löschen, so dass ich den Migrationsprozess hätte starten können. Also habe ich meinen Fall in einer E-Mail beschrieben, die Probleme erklärt und den Support um Hilfe gebeten.

Allein auf die Antwort warte ich heute noch. Eine erste Mail blieb unbeantwortet, eine zweite Mail schickte ich zwei Wochen später, wiederum zwei Wochen danach erfolgte sogar ein dritter Versuch der Kontaktaufnahme, doch Blockpit stellte sich tot. Sogar auf Twitter/X hatte ich seinerzeit gefragt, ob der Support irgendwann sich vielleicht doch mal irgendwann melden würde, doch anscheinend wollte Blockpit doch nicht „jede:n auf der Blockpit-Plattform willkommen heißen“ und erst recht nicht alle „accointing-Nutzer:innen“ (Rechtschreibungsfehler der Zitate beibehalten). Zwar bewirft mich Blockpit noch von Zeit zu Zeit mit ganz tollen Newslettern (ja, das Finanzamt weiß von meinen „Kryptos“, und ja, ich kenne die Abgabefrist dieses Jahr…), aber ansonsten haperte es mit der Kommunikation. Damit einher gehend steigerte dieses Geschäftsgebaren nicht gerade die Motivation, sich überhaupt noch weiter mit Blockpit auseinander zu setzen. Waren die Probleme bei der Migration zwar suboptimal, aber aus meiner Sicht durchaus lösbar, so hatte ich aufgrund des nicht vorhandenen Supports letztlich einfach keine Lust mehr auf die Nutzung des Tools. Da sich das Finanzamt aber kaum für diese Querelen interessiert hätte, musste eine andere Lösung her.

DIY: Berechnung in Eigenregie

Dabei war die Berechnung der Staking-Erlöse auch nicht weiter schwierig, aber aufgrund der Anzahl der Transaktionen eben aufwändig. In den von Kraken heruntergeladenen Transaktions-Dateien, die im CSV-Format die Grundlage für die Berechnung mittels Accointing dienten, war zu erkennen, dass die Staking-Gutschriften in unterschiedlichem Abstand erfolgen, von einigen Tagen bis zu einer Woche. Je nach Anzahl der gehaltenen Kryptowährungen kommt somit einiges zusammen, weshalb die Berechnung per Taschenrechner irgendwie keinen Spaß macht. Zu guter Letzt wird zwar der Zinserlös in der jeweiligen Kryptowährung angegeben, nicht jedoch dessen Betrag in Euro. Immerhin waren die CSV-Dateien jedoch einerseits gut verständlich, und andererseits ausführlich genug, um den Weg zu skizzieren: Zunächst hieß es, Zeile für Zeile der Transaktions-Datei zu betrachten. Für den darin genannten Tag musste für die jeweilige Kryptowährung der gestakte Betrag der entsprechenden Kryptowährung in Euro berechnet werden. Zum Schluss würden alle Euro-Beträge addiert, womit die Summe der Staking-Erlöse gebildet worden war.

Nun mussten nur noch taggenaue Kurse der benötigten Kryptowährungen ermittelt werden. Auf der Suche nach den passenden Daten begegnete mir die Site coincodex, auf der nicht nur aktuelle Kurse Tausender Kryptowährungen, sondern auch historische Daten zu finden sind (z.B. Cardano (ADA)), die sich netterweise auch als CSV-Dateien herunterladen lassen, und zwar taggenau in EUR.

Spaß mit Excel und ein paar CSV-Dateien

Damit waren alle Rohmaterialien vorhanden, die für eine Berechnung der Staking-Erlöse notwendig waren. Und so ist daraus letztlich eine Excel-Datei entstanden, die die Berechnung übernimmt. Ich ahne schon den Aufschrei – warum um alles in der Welt ausgerechnet Excel? Ganz einfach, die Materialien waren nun einmal CSV-Dateien, da bot sich die Nutzung einer Tabellenkalkulation schlichtweg an. Und tatsächlich kann man in Excel durchaus mit ein paar Code-Fragmenten dafür sorgen, dass kleinere Aufgaben schnell erledigt werden. Außerdem wollte ich keine Web-Anwendung erstellen und erst recht keine solche anbieten, oder gar in Konkurrenz zu den bekannten Online-Tools  treten. Es ging mir ausschließlich darum, eine kleine Lösung für mein spezifisches Problem zu erstellen. Dabei sollte alles lokal auf dem eigenen Rechner bleiben können. Nachdem im Freundeskreis jemand vor dem gleichen Problem stand, habe ich mir gedacht, dass es vielleicht keine schlechte Idee wäre, die Excel-Datei zur allgemeinen Nutzung zur Verfügung zu stellen, selbstverständlich kostenlos.

Die Steuer ruft - Kraken Krypto Staking Berechnung 1

Was noch erwähnt werden sollte

Um es vorweg zu sagen, natürlich ist der Weg aufwändiger als es bei Nutzung von Accointing der Fall gewesen war. Zunächst müssen die Transaktionsdaten von Kraken sowie die Kursdaten der einzelnen Kryptowährungen exportiert werden. Anschließend müssen diese Dateien in die Excel-Datei importiert werden – ich empfehle hierbei einfach, eine Kopie pro Steuer-Jahr davon zu erstellen. Die Excel-Datei bietet weder ein schickes Dashboard, noch irgendwelche Steuer-Optimierungen, sondern dient einzig zu dem Zweck, die Berechnung der Staking-Erlöse zu vereinfachen. Insbesondere werden keine Käufe oder gar Verkäufe von Kryptowährungen berücksichtigt, für Trading-Ergebnisse von Kryptowährungen ist die Datei somit keine Lösung. Und ebenso übernehme ich keine Garantie für irgendwas, die Nutzung geschieht ausdrücklich auf eigene Gefahr. Natürlich ist jeder herzlich eingeladen, die paar Codezeilen ausgiebig zu prüfen oder die einzelnen Schritte des Importvorgangs per Power Query unter die Lupe zu nehmen, aber die Nutzung setzt letztlich voraus, dass Excel Makros, d.h. VBA-Code ausführen darf, insofern ist ein gewisses Vertrauen ebenfalls vonnöten.

Die Erstellung basiert auch ausschließlich auf den Transaktionsdaten, die mir Kraken zur Verfügung gestellt hat. Zunächst hatte ich mit den Daten aus dem Jahr 2023 begonnen, anschließend hatte ich zwecks Kontrolle die CSV-Dateien aus dem Jahr 2022 importiert und mit den Ergebnissen von Accointing verglichen. Zwar gab es hier eine kleinere Abweichung, d.h. der Endbetrag war nicht auf den Cent genau derselbe, aber die Größenordnung der Ergebnisse stimmte überein. Der Grund dürfte die unterschiedliche Bewertung darstellen, da die bekannten Online-Tools über APIs oder ihre eigenen Datenbanken mit einiger Sicherheit auf genauere Kursdaten zurückgreifen können als dem von Coincodex gelieferte Tageskurs, der die Grundlage für die eigenen Berechnungen darstellt. Dennoch muss erwähnt werden, dass ich nicht die Möglichkeit hatte, alle besonderen oder Grenzfälle zu testen, da mir das dafür benötigte Datenmaterial nicht zur Verfügung stand. Insofern bin ich dankbar für jeden Hinweis oder Bericht über Fehler oder sonstige Probleme, gerne bin ich auch bereit, mir solche näher anzusehen und ggf. zu beheben, aber genau dafür bräuchte ich dann auch die entsprechenden Daten bzw. Dateien, die einem Fehler-Bericht dann bitte beiliegen sollten.

Anmerkung: Beim erneuten Test des Exports in der neuen Kraken-UI, d.h. nicht „Kraken Classic“, war der Export fehlerhaft, d.h. der Klick auf „Generate“ führte nur zu einem HTTP-400-Fehler („bad request“), ein eindeutiges Problem auf Server-Seite, anstatt zur gewünschten Aktion der Generierung des Reports. Bei Kraken liegt, evtl. auch aufgrund der Umstellung an hiesige Verhältnisse mit Hilfe von DLT Finance, aktuell scheinbar einiges im Argen. Auch wenn Kraken mit aller Kraft versucht, Kunden von der alten, d.h. „Kraken Classic“-UI weg zu lotsen, war der Export der Transaktionsdaten darin hingegen erfolgreich.

Zum Schluss der Download

Die Download-Datei beinhaltet sowohl die Excel-Datei als auch ein README, das angesichts die Export- und Import-Prozesse im Detail beschreibt und letztlich umfassender geworden ist als gedacht, zudem sind bereits Kursdaten einiger Kryptowährungen von 2023 enthalten. Bei Fragen – fragen!

Download Kraken Krypto Staking Berechnung (Version 2024.01)

Updates

  • 2024-08-28: Beim Test der heruntergeladenen Datei hat der Sicherheitsmechanismus von Windows bzw. Excel zugeschlagen: Die Ausführung von Makros wurde in der Excel-Datei vollständig verhindert. Natürlich sind Sicherheitsmaßnahmen im Allgemeinen zu begrüßen. Dennoch – siehe oben – muss die Ausführung von Makros in diesem Fall erlaubt sein. Microsoft hat dazu eine Seite eingerichtet, die die Aufhebung der Beschränkung für eine einzelne Datei beschreibt. Hier nur kurz: Die Datei markieren, per rechter Maustaste in den „Eigenschaften„-Dialog gehen, dort unter „Allgemein“ ganz unten bei „Sicherheit“ („Die Datei stammt von einem anderen Computer. Der Zugriff wurde aus Sicherheitsgründen eventuell blockiert„) die Checkbox „Zulassen“ aktivieren und bestätigen. Wird die Datei anschließend in Excel geöffnet, erscheinen evlt. noch Warnungen bzgl. der Aktivierung verknüpfter Inhalte, auch dies muss erlaubt werden. Die bestehenden Verknüpfungen auf hier verwendete Pfade werden bei der Nutzung standardmäßig ersetzt.
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Kategorie: Allgemein